Mein erster Kickstarter…
von ackerknecht
Mein erstes „gebacktes“ Projekt ist neulich zu Ende gegangen. Es war natürlich kein Kickstarter, sondern ein Startnext-Projekt, und es war natürlich die deutsche Übersetzung von Numenera.
Zum Crowdfunding ist eigentlich alles schon gesagt: Die US-Originalversion war ein gigantischer Erfolg bei Kickstarter, das PC-Spiel auch, die deutsche Version hat auch alle Stretch Goals erreicht. Ich bin bei ca. 35.000€ eingestiegen, und habe mich schon etwas gefühlt, als würde ich den Nigeria-Scam backen: „Woaaas, das alles soll es zum Regelwerk dazugeben?!?“. Aber ehrlich gesagt, die Numenera-Crew aus Uhrwerkverlag und OrkenspalterTV würde ich auch unterstützen, wenn sie wirklich den Nigeria-Scam abziehen würden…
Im ganzen Drumherum um Numenera habe ich mich immer wieder gefragt, wie Mainstream bin ich eigentlich? Die Frage hat mich so sehr beschäftigt, das ich diesen Eintrag aufgesetzt habe. Ich lese, seit ich mit diesem Blog angefangen habe, sehr viele verschiedene andere Rollenspielblogs. Dabei stoße ich immer wieder auf zwei Extreme:
- Blogs, die sich nur und ausschließlich einem der großen Drei verschrieben haben. (Also DSA, Shadowrun oder Cthulhu. Meistens aber DSA.)
- Blogs, auf denen Numenera ein alter Hut und buchstäblich „Yesterdays News“ ist.
Ich selber habe zwei von den großen Drei viel gespielt (DSA und SR). Daneben habe ich ein paar Systeme angespielt, die man wohl als „Exoten“ bezeichnen müsste (Earthdawn, Midgard, …). Ich habe ein paar Schritte in die World of Darkess gemacht und diverse sammelbare Geld- und Zeitdiebe gespielt (Magic, ich gucke da in Deine Richtung…). In den letzten Jahren habe ich mich fast nur noch auf DSA konzentriert. Jetzt versuche ich (auch dank DSA5) meinen Horizont wieder etwas zu erweitern. Das ist auch einer der Hauptgründe, warum ich diesen Blog angefangen habe. Und während ich jetzt meine, mich in ein paar der wichtigeren „kleineren“ Sachen eingelesen zu haben, bin ich trotzdem immer wieder erschlagen. Manchmal wird von mir vollkommen unbekannten Sachen gesprochen, als wäre es aber ein weltbekanntes System, dass echt jetzt aber jeder kennen sollte.
Ich muss allerdings dazusagen, dass ich mich aus englischsprachigen Sachen raushalte. Ich kann und will nicht mit englischen Regelsystemen am Spieltisch „arbeiten“. Ein Grund dafür ist die vielbeschworene Immersion – wenn ich mit englischen Fachbegriffen arbeiten muss, verplapper ich mich auch leichter „in character“. Das ist bei Cyberpunk jetzt ein geringeres Problem als bei Fantasy, aber bei Fantasy-Spielen stört es mich wirklich sehr, wenn mir das passiert. Der andere Grund ist der Spielfluss – mein Englisch ist einfach zu schlecht, um spezielle Regelfragen schnell im Kopf ins Englische zu übersetzen, die entsprechende Passage im Regelwerk zu finden, die Frage zu beantworten, die Antwort auf Deutsch zurück zu übersetzen und zu antworten… Da bleibt eigentlich nur Handwedeln.
Also, englischsprachige Systeme einmal außen vor gelassen:
- Wie mainstream ist Splittermond?
- Dungeon Slayers?
- Savage Worlds?
- Malmsturm?
- Arborea?
- Pathfinder? (Für mich das interessanteste Produkt in dieser Auflisteung, da es ja eine Absplitterung des Mainstream-Systems überhaupt ist, das mittlerweile bedeutender als seine Mutter ist. Also zumindest in Deutschland.) (Oder?)
Splittermond war ja anscheinend ganz klar als Mainstream-Produkt konzipiert, aber die anderen Sachen. Kommen nur mir die so „neu und unbekannt“ vor, weil ich mich erst seit einem halben Jahr wieder ernsthaft mit anderen Sachen beschäftige? Wo fängt der Mainstream an, wo hört die Nische auf?
Mit fragenden Grüßen verbleibt
A.
P.S.: Für mich bleibt Numenera der heißeste, neueste Scheiß und ich freu mich wie ein Schnitzel auf die deutsche Übersetzung.
Hey Ackerknecht!
– Splittermond (Grundregel-PDF kostenfrei) ist in der Tat Mainstream. Genau diesen Anspruch stellt es ja auch an sich selbst. Ich finde es sehr gut gemacht und bin leider trotz begonnener Sammlung noch nicht zum Spielen gekommen. Sehr schön stringent designtes komplexes aber nicht kompliziertes Regelsystem.
Für Fans von: DSA, Midgard.
– Dungeonslayers (Regel-PDF kostenfrei) ist Old-School in modernem Kleid. Sehr flott zu lernen, gerade für W20-Veteranen. Sehr flott zu spielen, Sehr flott zu sterben. Mainstream ist es eher nicht. Eine der besten weil kreativsten Communities mit Christian Kennig (dem Schöpfer (TM)) als Urgrund sowie Dreh- und Angelpunkt. Es gibt bereits einen Haufen Ableger, die alle die Slayengine verwenden, wenngleich auch gelegentlich an andere Settings/ Genres angepasst: Gammslayers (Endzeit), demnächst Starslayers (SciFi), Zombieslayers (Survival, Semi-Offiziell), Old Slayerhand (Western, Fanware), DS-X (Conspiracy, Fanware) u. v. m.
Für Fans von: Old School Rollenspielen UND modernen schlanken Systemen, brauchbar für fast jedes Genre (s. o.).
– Savage Worlds ist fast schon sowas wie Mainstream (zumindest in den USA). Ein sehr vielseitiges System, das es von Anfang an darauf angelegt hat: 1. universell einsetztbar zu sein; 2. flott, frech, fröhlich zu sein; 3. genügend komplex ohne zu viel kompliziert zu sein; 4. den Spielleiter durch eine Reihe von Regelungen dramatisch zu entlasten; 5. Schnell zu bleiben, auch wenn es Gegner hagelt; 6. einen Spielabend sehr häufig nur unter Verwendung EINES Regelbuches zu bestreiten.
Bespiele Aventurien seit einigen Jahren immer wieder mit SW – klappt gut. Für Fans von: amerikanischen Systemen, Vorbereitungszeit sparenden Systemen, Multi-Genre-Systemen.
Zu den weiteren Systemen gebe ich mangels eigenen Wissens den Staffelstab weiter!
Viele Grüße – ebenfalls aus Agraristan –
Cay
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Hey!
Danke für die ausführlichen Infos!
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Mit über 800 „Vorbestellungen“ ist Numenera auf jeden Fall ein Schwergewicht am deutschen Markt.
Ob die genannten Spiele jetzt Mainstream sind kann ich dir aber auch nicht beantworten. Wo fängt denn Mainstream überhaupt an? Der deutschsprachige RPG Markt ist so klein, das es sich fast nicht lohnt zwischen Nieschen- und Mainstreamspiel zu unterscheiden. Und dann von „Weltbekannt“ zu sprechen ist ja per se schon verkehrt 😀
Von den genannten ist, großzügig betrachtet, eigentlich nur Splittermond neu. Wie unbekannt sie sind kann ich wiederum schlecht beurteilen. Dafür verfolge ich die Szene zu stark 😀
Was ich aber sagen kann ist, das ich alle genannten gespielt und für mich als ungeeignet empfinde (vielleicht abgesehen von SaWo). Das sagt jetzt entweder etwas zu meinen Geschmack, der deutschen Rollenspielwelt oder beidem aus. Aber darum freu ich mich auch sehr auf die Numenera Übersetzung. Endlich wird ein Regelwerk übersetzt, das ich wirklich gut finde! Ich hoffe da kommen noch ein paar, egal wie Mainstreaming.
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Jo.
Arkanil hat in seiner Kurzrezension des Splittermond-Regelbandes einen schönen Satz gesagt:
„Es gibt immer das nächste, neue, hippe, superinovative Rollenspiel, das total cool ist und alles anders macht – und dann deutschlandweit von fünf Personen gespielt wird. Und es gibt DSA.“
🙂
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